Unsere Trauerredner*in Caterina
Viele glauben ihr Leben sei normal, nichts Besonderes. Doch ich bin der Überzeugung, dass jedes Leben verfilmt werden könnte. Jeder Mensch erzählt eine einmalige Geschichte, stellt Atmosphäre her, die gar nicht sichtbar, aber erfahrbar ist. Auch lange nach dem Tod. Nie vergesse ich, wie mein Kommunisten-Opa energisch ausruft: "Arbeit ist das erste Bedürfnis des Menschen!", wie seine dritte Frau, meine Oma, heimlich nicht links sondern grün wählt (obwohl die 5 Mark für Benzin fordern) doch sie will die Welt für ihre Kinder erhalten, sagt: „Es gibt nichts schlimmeres als Krieg!“ und die Geburtstagstafel verstummt. Ich sehe wie meine andere Oma sich um Politik nicht schert, dafür Ostereier derart künstlerisch bemalt, dass ich den eigenen Pinsel nicht anzurühren wage und ich rieche wie ihr Mann, mein Opa mit dem ewig traurigen Blick, Zutaten mischt, mit seiner Buchhalter-Exaktheit Grießbrei anrührt, den er liebt, aber nur isst, wenn ich zu Besuch komme. Mit Zucker und Zimt und Sauerkirschen. Ich erinnere meinen Papa. So vieles, so intensiv. Keine philosophischen Weisheiten, sondern dieses ganz konkrete Leben will ich erzählen. Poetisch, humorvoll und traurig-schön.